Friederike Gollwitzer findet in einem alten Karton die Lebensaufzeichnungen ihres 1868 geborenen Großvaters, geschrieben auf gebrauchten Briefumschlägen und altem Packpapier. Diese werden zum Auslöser für eine Expedition in die Vergangenheit, die sie mit Hilfe ihres Freundes unternimmt. Die Reise führt in eine dunkle Mühle in der Oberpfalz, auf die kargen Höhen des Böhmerwaldes, an die Ufer des Eriesees nach Ohio ebenso wie in ein Pfarrhaus in Lindau-Reutin und nach Berlin-Dahlem.
Die beiden erfahren viel über das karge bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert und stoßen auf Auswandererschicksale im Zwischendeck und in der neuen Welt in Cleveland. Sie entdecken das Familien-Tabu: den Gollwitzer-Sohn und verdrängten Physik-Nobelpreisträger Johannes Stark und dessen Aufstieg und Fall. Sie finden Zeugnisse der Anbiederung der Evangelischen Kirche an den Nationalsozialismus ebenso wie des Widerstands der „Bekennenden Kirche“.
Friederike folgt den Spuren ihres Onkels, des Querdenkers und Theologen Helmut Gollwitzer, von seinen Anfängen über seine kritische Haltung im Dritten Reich bis zu seinem Engagement für die Studentenproteste von 1968.
Was als private Ahnenforschung begann, entwickelt sich in einzelnen Episoden zu einem lebendigen Bild von hundert Jahren Geschichte.
Über acht Jahre hat Gerd Scherm an diesem Projekt gearbeitet. Er durchforstete Archive von Zeitungen ebenso wie Passagierlisten von Schiffen, private Aufzeichnungen und persönliche Erinnerungen von Beteiligten. Und er hat die einzelnen Episoden des Romans in die spannende Geschichte der Recherche eingebettet.